Anmerkung der Redaktion: Dies ist Teil 1 einer 2-teiligen Reihe. Hier finden Sie Teil 2.
Möglicherweise ist das jährliche Wirtschaftswachstum in China nicht mehr so atemberaubend wie zu dem Zeitpunkt, als das Land sich von einer ursprünglich fertigenden Wirtschaft in eine konsumorientierte Wirtschaft, wie die der Vereinigten Staaten, entwickelte.
Dennoch hatte dies erstaunlicherweise keinen Einfluss auf die Kaufkraft der Mittelschicht, deren Konsumausgaben oder das Wachstum des E-Commerce. Der Markt bietet sowohl inländischen als auch internationalen Unternehmen herrliche Voraussetzungen – vor allem online.
Im vergangenen November ist das Wachstum der Umsätze im chinesischen Einzelhandel höher als erwartet ausgefallen, ebenso wie das Bruttoinlandsprodukt im 4. Quartal. Laut Analysten befindet sich das Land weiterhin auf einem guten Weg, sein Ziel der Verdopplung des BIP und Pro-Kopf-Einkommens aus dem Jahr 2010 bis 2020 zu erreichen. Dies sind gute Neuigkeiten für den chinesischen Markt und Unternehmen aus westlichen Ländern, die deren Verbraucher bedienen möchten.
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt für Expansionen in den chinesischen Online-Markt.
Wir haben in den letzten Jahren immer intensiver darauf hingewiesen, dass der Zeitpunkt für Expansionen in den chinesischen Online-Markt perfekt ist. Wir können aktuell eine perfekte Konvergenz aus technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Trends beobachten, die chinesische Verbraucher dazu veranlasst, ihre Suchvorgänge und Einkäufe mehr denn je online vorzunehmen ... und zwar insbesondere auf internationalen Websites.
Natürlich stellen sich bei dem Eintritt in diesen Markt und dem Bedienen seiner Konsumenten verschiedene Herausforderungen (darauf werden wir im 2. Teil dieser Blog-Reihe detaillierter eingehen), dennoch lassen sich die überaus überzeugenden Geschäftschancen nicht von der Hand weisen. Nun möchten wir genauer auf diese perfekt harmonierenden Trends eingehen.
Weiterhin strahlende Geschäftschancen
Unternehmen aus westlichen Ländern sehen immer schneller ein, dass sie keine herkömmlichen Geschäfte benötigen, um chinesische Verbraucher effektiv zu bedienen. Websites und virtuelle Marktplätze wie Tmall sind sehr leistungsstarke Kanäle, um diesen immer wohlhabenderen Konsumenten Produkte anzubieten und zu verkaufen. Ebenso wie in der restlichen Welt, gewinnt auch in China der Online-Markt immer mehr die Oberhand.
Die Internet-Nutzungsrate steigt kontinuierlich an. Sie liegt aktuell bei etwa 53 %, dies entspricht über 730 Millionen Menschen. Diese steigende Internetnutzung sorgt gemeinsam mit dem rasanten Anstieg der Mittelschicht des Landes für extrem hohe Online-Konsumausgaben. Das Umsatzwachstum des E-Commerce lag alleine im Jahr 2015 bei über 70 %.
Dieses Wachstum lässt sich besonders auf internationalen E-Commerce-Websites beobachten – eine perfekte Perspektive für Marken und Einzelhändler aus westlichen Ländern. Im vergangenen Jahr hat ein Anteil von über 15 % der Bevölkerung des Landes Käufe auf internationalen Websites (in einem Wert von mehr als 85 Milliarden USD) getätigt. eMarketer schätzt, dass dieser Anteil in vier Jahren bei 25 % liegen wird. Dies entspräche über der Hälfte der Online-Käufer des Landes.
Unternehmen aus westlichen Ländern benötigen keine herkömmlichen Geschäfte, um chinesische Verbraucher effektiv zu bedienen.
Viele dieser auf internationalen Websites einkaufenden Menschen sind jung und hochgebildet, wie im Rahmen einer Studie von Amazon kürzlich festgestellt wurde. Über 80 % der befragten Konsumenten waren jünger als 35 Jahre alt. Außerdem hatten 90 % einen Bachelor-Abschluss.
Aufstrebende Bevölkerungsgruppen
Die Internet-Nutzungsrate steigt seit jeher in den städtischen Regionen Chinas am schnellsten an. Dennoch wird davon ausgegangen, dass sich in Zukunft das größte Wachstum in ländlichen Regionen beobachten lassen wird. Regierungsbehörden tätigen aktuell enorme Investitionen in die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur, um den Konsum in diesen Regionen voranzutreiben. Diese Strategie geht auf: Die E-Commerce-Umsätze aus ländlichen Gebieten haben sich laut Daten des Handelsministeriums des Landes im Jahr 2015 auf 51 Milliarden USD verdoppelt. Wir möchten Ihnen einen weiteren Aspekt vorstellen, an dem sich das enorme ländliche Wachstum erkennen lässt. Von 2015 bis 2018 werden die chinesischen „Stufe-1-Städte“ (darunter Peking) einen Anstieg um 10,6 Millionen neue Internetnutzer verzeichnen. Daten von JP Morgan weisen darauf hin, dass im selben Zeitraum in den restlichen Teilen des Landes mit knapp 150 Millionen neuen Internetnutzern gerechnet werden kann.
Hinter diesen aufstrebenden Geschäftschancen, die die ländliche Bevölkerung bietet, liegt die enorme Anzahl an chinesischen Millenials. Möglicherweise überrascht es nicht, dass diese jungen, technisch versierten Verbraucher den chinesischen E-Commerce voranbringen. Mit über 415 Millionen Menschen machen diese einen Anteil von nahezu einem Drittel der chinesischen Bevölkerung aus. (Erstaunlicherweise sind dies laut Goldman Sachs mehr Menschen als die gesamte, arbeitende Bevölkerung der Vereinigten Staaten und Westeuropas zusammen.)
Diese sind bereits sehr aktive Online-Käufer. Von allen chinesischen E-Commerce-Käufern sind 39 % zwischen 18 und 25 Jahre alt und lassen sich somit größtenteils der jiulinghou-Generation der Nach-1980er zuordnen. Weitere 32 % sind zwischen 26 und 35 Jahre alt und Mitglieder der balinghou-Generation der Nach-1990er. Insgesamt machen die Millenials einen Anteil von über 70 % der Online-Käufer aus diesem Land aus.
Dank des Hochgeschwindigkeits-Internets und der mobilen Zugänglichkeit verfolgen diese Konsumenten eine zhai- oder „Stubenhocker“-Kultur. Dies bedeutet, dass die Millenials einen Großteil ihrer Freizeit zu Hause verbringen und sich lieber Produkte über digitale Kanäle bestellen und direkt vor die Haustür liefern lassen.
Laut eines Forbes-Mitarbeiters sind chinesische Millenials allgemein nicht durch Studenten- oder Finanzierungsdarlehen belastet. (Mehr als 90 % der chinesischen Haushalte befinden sich im Privatbesitz und diese Immobilien wurden bar bezahlt. Hypotheken sind eher unüblich.) Aus diesem Grund geben chinesische Millenials viel Geld aus. Dies sind gute Nachrichten für Online-Händler. Laut diesem Bericht von Goldman Sachs wird das Einkommen der chinesischen Millenials im nächsten Jahrzehnt um 3 Billionen USD steigen.
Chinesische Millennials sind sehr aktive Käufer und repräsentieren mehr als 70 % der Gesamtzahl an Online-Käufern des Landes.
Eine weitere interessante, aufstrebende E-Commerce-Verbrauchergruppe sind die älteren Konsumenten. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016, bei der 1.500 Verbraucher befragt wurden, gaben 80 % der befragten Personen über 55 Jahren an, ihre Einkäufe gern online zu erledigen. Fast all diese Verbraucher haben im vergangenen Jahr online eingekauft, mehr als 60 % gaben an, in diesem Jahr über 10 Mal Online-Käufe getätigt zu haben.
Ein vorwiegend mobiler Markt
Die Ansprache chinesischer Verbraucher über eine inländische oder internationale E-Commerce-Website kann sich für Ihr Unternehmen als cleverer Schachzug herausstellen. Allerdings sollten Sie unbedingt berücksichtigen, welch besondere Rolle Mobilgeräte für chinesische Verbraucher bei der Suche nach Informationen und dem Tätigen von Käufen spielen. Laut dem China Internet Network Information Center hat ein Anteil von über 95 % der Internetnutzer des Landes im vergangenen Jahr über Mobilgeräte auf das Internet zugegriffen.
Im vergangenen Jahr hatte der mobile E-Commerce (M-Commerce) einen Anteil von über 55 %, im Gesamtwert von über 505 Milliarden USD, an den gesamten E-Commerce-Umsätzen des Markts. Diese Konsumausgaben werden Ende des Jahres bei 737 Milliarden USD liegen. Bis zum Jahr 2019 wird der Markt 1,4 Billionen USD schwer sein und einen Anteil von einem Viertel an den gesamten chinesischen Einzelhandelsumsätzen – online und offline – darstellen.
Der chinesische M-Commerce ist dem US-amerikanischen M-Commerce laut Experten vor allem wegen der Präferenz für Mobilgeräte „um Meilen voraus“. China ist die weltweite Nummer 1 unter den Smartphone-Märkten. Daten von Deloitte weisen darauf hin, dass heute ein Anteil von knapp 100 % der chinesischen Bevölkerung zwischen 14 und 47 Jahren ein Smartphone besitzt. Die Hälfte dieser Verbraucher greift täglich etwa 25 Mal über ihre Mobilgeräte auf das Internet zu. Zehn Prozent nutzen sogar über 100 Mal täglich das mobile Internet.
Über 95 % der Internetnutzer des Landes haben im vergangenen Jahr über Mobilgeräte auf das Internet zugegriffen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum der M-Commerce auf diesem Markt so überaus beliebt ist. Dies liegt daran, dass die meisten Chinesen nie die Gewohnheit entwickelt haben, über PCs online Käufe zu tätigen, und somit nie wirklich ein traditionelles E-Commerce-Erlebnis verfolgt haben. Diese Verbraucher greifen primär über Anwendungen und das mobile Internet auf Online-Inhalte zu und tätigen Käufe.
Außerdem gestalten mobile Zahlungsplattformen den Kaufprozess für die Verbraucher sehr unkompliziert. Ein gutes Beispiel ist das chinesische Social-Media-Netzwerk WeChat mit monatlich knapp 820 Millionen aktiven Nutzern, von denen 640 Millionen über ihre Smartphones darauf zugreifen. Dieses Netzwerk ermöglicht über seine Zahlungsplattform „WeChat Pay“ eine direkte Abwicklung von Transaktionen (da es Einzelhändlern die Möglichkeit bietet, innerhalb von WeChat ihre Produkte zu vertreiben).
„WeChat ist die einflussreichste Anwendung der Welt“, sagte ein Analyst in einem CNBC-Interview im vergangenen Jahr. „Es bietet Funktionen wie eine iTunes-Software. Sie können damit erledigen, was Sie wollen.“
Fortsetzung folgt ...
Es sollte offensichtlich sein, dass China exzellente Geschäftschancen für den E-Commerce und eine Online-Ansprache der Konsumenten bietet. Diese Verbraucher lieben das Internet, verbringen dort bereits sehr viel Zeit und geben viel Geld aus.
In der nächsten Woche werden wir den 2. Teil dieser Blog-Reihe veröffentlichen. Darin werden wir Ihnen erklären, wie man diese Verbraucher am effektivsten bedient. Sie werden E-Commerce-Best-Practices kennenlernen, von bürokratischen Fehltritten erfahren (und wie Sie diese vermeiden können) und so ein besseres Verständnis der lokalen Marketingstrategien, darunter Social-Media-Marketing und Treueprogramme in den bevorzugten Sprachen, gewinnen. Darüber hinaus werden Sie mehr darüber erfahren, warum es der cleverste Schachzug überhaupt sein kann, diese Verbraucher in der von diesen bevorzugten Sprache zu bedienen.
Also bleiben Sie dran! Teil 2 wird nächste Woche veröffentlicht!
Bildquelle: Songquan Deng / Shutterstock.com
Letzte Aktualisierung: 16. Februar 2017